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Dorfbrand

1715
Am 2. Juli 1715 berichtete der Amtmann von Burgdorf, Albrecht Knecht, den Gnädigen Herren von Bern über die grosse Brunst von Wynigen. Aus den Aufzeichnungen geht hervor, dass der Brand am Morgen zwischen zwei und drei Uhr im Haus der Witwe von Ulrich Hug, das neben der "steinigen brück" stand, ausgebrochen war. Das Feuer griff zunächst auf das Haus jenseits des Baches über und steckte dann das Schulhaus und die übrigen Häuser an. Alles ging so schnell, weil die meisten Leute mit der Rettung ihrer Habe beschäftigt waren und nicht in erster Linie ans Löschen dachten. Mit Mühe konnten Kirche und Pfarrhaus gerettet werden. Die Ursache des Brandes war zum Zeitpunkt des Berichts noch nicht bekannt. Einige sprachen von bösem Vorsatz. Der Amtmann hielt das zwar für ein Gerede, wollte aber der Angelegenheit dennoch genaustens nachforschen. Der Brand äscherte acht Häuser, zwei Speicher und drei Ofenhäuser ein. Zwei Personen fanden den Tod: "eine ledige Weibsperson von ziemlichem Alter und ein Knab von zwölf jahren (sind) elendiglich umb ihr Leben kommen". Auch viel Vieh konnte nicht gerettet werden. 26 Haushaltungen, "meist arme Leüth und Tagner", wurden vom Unglück betroffen. Die Geschädigten und die ganze Gemeinde baten die Gnädigen Herren in tiefster Untertänigkeit "flehentlich umb dero hilfreiche Assistenz.., dass doch dieselben geruhen wollind ihnen...in dieser Not mit einer erklechlichen branstür nach dero gewohnlicher Barmherzigkeit und hoher vätterlicher Güte beizuspringen".
Die Hilfe war um so dringlicher, als die Ernte vor der Tür stand. Die Gnädigen Herren wurden gebeten, die Distanz zwischen den Häusern anzugeben, "damit selbige nicht wie zuvor also nach an ein anderen dass die Tachtrauffen zusammenfallen mögen, gesetzt werdind".
Am 13. März 1716 wurde der Amtmann erneut in Bern vorständig. Er berichtete, die Gmeind Wynigen dränge "hefftig darauff", das abgebrannte Schulhaus wieder auf dem alten Platz und die alten Mauern zu bauen.
Das Problem bestand darin, dass der Abstand zu den nächstgelegenen Gebäuden nicht den Angaben der Gnädigen Herren entsprach. Daniel Kohler, Maurer und Steinhauer im Thal, hatte den Auftrag erhalten, das "Schulhaus zu Wynigen wie es jetzt stehet und die nächsten anstöss" auszumessen. Die nächstgelegene Dachtraufe war nur 20 Schuh (ca. 6 m) vom Schulhaus entfernt, die Kirche gar nur 15 Schuh (ca 4,5 m).